Männer und Frauen: Gründe fürs Übergewicht

Geschlecht und Übergewicht

Geschlechtertypische Ursachen für Übergewicht

Etwa die Hälfte der Bevölkerung in Österreich ist übergewichtig oder adipös: 42 % der Frauen und 59 % der Männer (Body Mass Index [BMI] ≥ 25, Stand 2019).1 Gibt es geschlechtertypische Ursachen dafür? 

Tab. 1: Prozentuale Verteilung nach BMI und Geschlecht (altersstandardisiert) im Jahr 2019 in Österreich. Modifiziert nach 1.

 

Allgemeine Ursachen für Übergewicht

Vereinfacht gesagt resultiert eine Gewichtszunahme aus einem Ungleichgewicht zwischen aufgenommenen und verbrauchten Kalorien.2 Hält dieses Ungleichgewicht über einen langen Zeitraum an, kann dies zu krankhaftem Übergewicht mit einem gestörten Energiehaushalt (Adipositas) führen.2 Zahlreiche unterschiedliche Faktoren können die Entwicklung von Adipositas begünstigen.2 Einerseits können beispielsweise (epi)genetische oder hormonelle Faktoren, oder psychologische Faktoren, wie Depressionen oder Essstörungen verursachend sein.2 Andererseits spielen auch der Lebensstil (z. B. Bewegungsmangel, sitzende Arbeitstätigkeiten, Fehlernährung), Schlafmangel, Stress sowie sozioökonomische und soziokulturelle Faktoren eine Rolle in der Krankheitsentstehung.2 Zu den weiteren, möglichen Ursachen zählen die Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Antidepressiva, Antidiabetika, Kontrazeptiva) oder die ständige Verfügbarkeit von Nahrung.2 

Typisch Frau, typisch Mann?

Frauen und Männer können in unterschiedlichem Maße von den vielfältigen Risikofaktoren für Übergewicht betroffen sein.

 

Genetische Faktoren

Im Vergleich zu Männern haben Frauen einen höheren Anteil an Körperfett und das Fettgewebe ist anders verteilt.3 Männer tendieren zu mehr Fetteinlagerung im Bauch, Frauen zu mehr Fetteinlagerung an den Oberschenkeln, Gesäß und Hüften.3 Bei gleichem BMI haben Frauen um ca. 10 % mehr Körperfett als Männer.3 

Männer neigen eher dazu, vermehrt Viszeralfett zu entwickeln.4 Es liegt unter der Bauchdecke an den Organen, schüttet Heißhungersignale aus und kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken.5 Je weiter sich das Viszeralfett ausbreitet, desto sichtbarer wird es.4 Im Volksmund wird das krankheits- und hungeraktive Viszeralfett oft verharmlosend „Bierbauch“ oder „Wohlstandsbauch“ genannt.4 

 

Hormonhaushalt

Mit Beginn der Wechseljahre verändern sich biologische Botenstoffe bei Frauen.6 So sinkt etwa der Östrogenspiegel, und damit setzt bei übergewichtigen Frauen eine zunehmend auf den Bauchbereich fokussierte Fettverteilung ein: Es lagert sich deutlich mehr Viszeralfett unter der Bauchdecke an.6 

 

Grundumsatz

Wie viel Energie der Körper unabhängig von körperlicher Aktivität benötigt, um zu funktionieren, lässt sich mit dem Grundumsatz ausdrücken.2 Der Grundumsatz unterscheidet sich von Person zu Person, da er durch das Geschlecht, das Alter und die Körperzusammensetzung beeinflusst wird.2 Diese Körperzusammensetzung variiert zwischen Mann und Frau und beschreibt die Anteile von Muskelmasse, Knochen, Wasser und Fett.2 Insbesondere die fettfreie Masse wirkt sich auf den Grundumsatz aus.2

Mit der Harris-Benedict-Formel kann der Grundumsatz bzw. der ungefähre tägliche Energiebedarf für Frauen und Männer auf unterschiedliche Weise berechnet werden:2 

Frauen: G = 655 + 9,6 * KG + 1,8 * L − 4,7 * A

Männer: G = 66,5 + 13,7 * KG + 5,0 * L − 6,8 * A

G: Grundumsatz [kcal]; KG: Körpergewicht [kg]; L: Körpergröße [cm]; A: Alter [Jahre]

Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass die Gründe für einen erhöhten BMI, Übergewicht und Adipositas teilweise geschlechtsspezifisch sind. Hier kannst du deinen eigenen BMI berechnen: Zum BMI-Rechner.

 

 

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Referenzen:

  1. Statistik Austria. Übergewicht und Adipositas. https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/gesundheit/gesundheitsverhalten/uebergewicht-und-adipositas abgerufen am 14.05.2024.
  2. Brix JM et al. Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen: allgemeine Behandlungsgrundsätze und konservatives Management. Wien Klin Wochenschr. 2023; 135 (Suppl 6): 706–720.
  3. Karastergiou K et al. Sex differences in human adipose tissues - the biology of pear shape. Biol Sex Differ. 2012; 3(1):13.
  4. Nauli AM and Matin S. Why Do Men Accumulate Abdominal Visceral Fat? Front Physiol. 2019; 10: 1486.
  5. ScienceDaily. Your Belly Fat Could Be Making You Hungrier. https://www.sciencedaily.com/releases/2008/04/080416153551.htm abgerufen am 14.05.2024.
  6. Ko SH and Jung YJ. Energy Metabolism Changes and Dysregulated Lipid Metabolism in Postmenopausal Women. 2021; 13(12): 4556.